
Am 11. Juli startet der Dokumentarfilm “Unsere große kleine Farm” in Deutschland, der zwei Großstädter, John und Molly Chester, porträtiert, die das Wagnis eingingen, aus der Großstadt wegzuziehen und im kalifornischen Hinterland eine Farm aufzubauen. Voraussetzung: Rein ökologischer Anbau und ein Konzept, dass auf Biodiversität fußt. John Chester, mit fünf Emmys ausgezeichneter Filmmacher, erzählt auf der Leinwand die achtjährige Geschichte seines ökologischen Farmansatzes mit allen Ups and Downs, der von allen großen Indie-Film-Festivals der Welt mit Applaus gefeiert wurde.
Wir wollten mehr von seinem ökologischen Farmkonzept und dem Film erfahren und haben John deswegen ein paar Fragen gestellt. Wer am Ende des Interviews ebenso begeistert ist wie wir von dem Film, für den haben Prokino und WWF Deutschland 3×2 Karten zur Verfügung gestellt.
Im ersten Teil des Films berichtest Du, wie andere Farmer Dein Farmkonzept für unseriös und Dich für einen Verrückten halten. Haben die anderen ihre Meinung geändert?
Ich bin glücklich, dass es in der Tat so viele Kollegen gibt, die unser Konzept mit enormem Respekt wahrgenommen haben. Wir haben den Fokus auf bodenbedeckende Pflanzen gesetzt, denn das ist ein positiver, gesunder Trend im Farmer-Verhalten, dass das Wasser zurückhält und verhindert, dass der Boden bei Regen abgetragen wird. Diese Methode – die zugleich Grundstein unserer ganzen Farmidee ist – haben auch unsere Nachbarn übernommen. Außerdem haben sie uns gefragt, wie wir mit Schädlingsproblemen umgehen, da wir keinerlei Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen.
Der Film “Unsere große kleine Farm” zeigt mehr als Natur und die romantisierte Seite einer Farmgründung. Wie schwer war die Umsetzung? Was hat Euch angetrieben, in der Zeit, wo es am schwersten war, und Ihr kurz davor standet aufzugeben?
Unsere Natur besteht aus einem sehr komplexen Netz: Die Biodiversität reguliert unseren Planeten wie ein Immunsystem. Und das war uns bereits von Beginn an bewusst. Was wir jedoch nicht vorhersehen konnten, war wie anstrengend der Weg zum Ziel ist. Wir waren überzeugt, dass die richtigen Antworten organisch auf uns zukommen. So haben wir die Farm peu à peu vorangetrieben und immer wieder tiefer in die Materie eingetaucht. Komplett aufzugeben wäre fatal für das Farmleben und die Tiere. Es würde sich nun schmerzhafter anfühlen, die Sache aufzugeben als tatsächlich weiterzumachen.
Immer wenn ich das Gefühl hatte, dass es nicht mehr weitergeht, dann machte ich einen meditativen Spaziergang um der Farm und dachte: “Von dieser Farm kann ich noch wahnsinnig viel lernen.” Da steckt viel Hoffnung drin.
Starker Regen, anhaltende Dürre und Buschfeuer sind auch Thema Eures Films. Was muss Deiner Meinung nach passieren, damit eine ökologische Farm zum Modell der Zukunft wird? Was ist erforderlich für die Existenz von Farmen wie Eurer?
Zwei Schlüsselbegriffe: Biodiversität und Boden. Wenn wir die Rolle und Bedeutung von beiden vergessen, wird unseren Kindern nichts überlassen. Sie haben nämlich das gute Recht, einen bewohnbaren Planeten zu erben, genau wie wir dieses Recht hatten. Wir reden viel zu viel über die wirtschaftliche Stabilität und zu wenig über Biodiversität und ein Ökosystem, das den Planeten wie ein Immunsystem reguliert. Wir stellen einfach oftmals die falschen Fragen.
Der Film nimmt eine dramatische Wendung als der Buschfeuer Eure Farm fast zerstört. Was hättet Ihr gemacht, wenn Euer Farm niedergebrannt wäre?
Ich weiß es nicht. Falls sie niedergebrannt wäre, hätten wir sie wieder aufgebaut. Unser Boden ist viel gesünder als konventionelle Böden – da ist alles denkbar. Ich bin mir sicher, wir hätten weitergemacht.
Nun zu den Tieren. Ich muss zugegeben, wir in der Redaktion haben uns in Deine Tiere (insbesondere Greaser) verliebt! Wenn Du eins deiner Farmtiere wärst, welches wärst Du und warum?
Einer unserer Farmhunde, definitiv. Sie sind sowohl der der Menschenwelt als auch Teil der Natur.
Welche Zukunftspläne habt Ihr für Eure Farm und wie lautet Eure Message an die Landwirten, die nach wie vor die Monokultur als das einzig wahre Betriebskonzept feiern?
Wir wollen unsere wahre Geschichte, Herausforderungen und Erfolge teilen.
Der einzige Weg, wie wir uns als Spezies weiterentwickeln können, ist, wenn wir als Teil des Ökosystems agieren. Dies ist in Vergessenheit geraten.
Meine Botschaft an die industrialisierten Monokulturbetriebe? Ich kann ihnen keine Schuld zuweisen. Wenn sie jedoch neugierig und offen sind für das Thema Biodiversität sind, gibt es der Landwirtschaftstätigkeit wieder neuen Sinn.
Wir besitzen keine eigene Farm. Was können wir denn machen?
Vote with your dollar. Der Verbraucher kann das gesamte Spiel umkrempeln. Kauft von dem Landwirt Eures Vertrauens, dessen Anbaumethoden Ihr versteht und zu schätzen wisst. Und nehmt auch die Fehler von ökologisch hergestellten Produkten in Kauf.
Kauft ökologisch produzierte Erzeugnisse! Es wird die politische Landschaft verändern und den jungen Farmern, die unter den monokulturen industriellen Elternbauern aufwachsen, mehr Raum zur Entfaltung geben. Der Verbraucher übernimmt die entscheidende Rolle in der Debatte.
“Unsere große kleine Farm” ist ab dem 11.07.19 in den deutschen Kinos zu sehen.
Unter diesem Link könnt Ihr checken, wann der Film in der Nähe läuft (immer nur für die kommenden sechs Tage).
Gewinne 3×2 Karten für die Sondervorstellung von “Unsere große kleine Farm” in München:
Vielen Dank an das Prokino und WWF Deutschland, die den FREE MINDED FOLKS – LeserInnen 3×2 Tickets für die Münchner Sondervorstellung mit einer Podiumsdiskussion am 11.07.19 zur Verfügung stellen. An der Podiumsdiskussion nehmen teil: Michael Berger (WWF), Karl Schweisfurth (Herrmansdorfer Landwerkstätten) und Gisela Sengl (Bündnis 90/Die Grünen); Moderation: Peter Laufmann (Redakteur natur).
Teilnehmen kann jeder (über 18 Jahre), der entweder hier unter dem Blogbeitrag oder auf Instagram unter dem Post zum Film bis Samstag, den 06.07.19, 13.59 Uhr den eigenen Namen und den Namen der Begleitperson, und warum Ihr den Film gerne sehen würdet, postet/tagged. Die GewinnerInnen werden am gleichen Tag per Zufallsgenerator ausgewertet und umgehend benachrichtigt. Wer sich unter dem Instagrampost sowie unter dem Blogpost einträgt, erhält zwei Gewinnchancen. Weitere Infos zu den Teilnahmebedingungen und zum Datenschutz findet Ihr in der Datenschutzerklärung.
8 Kommentare
Hi Freeminedfolks! Cooles Thema! Würde gerne mit meiner Freundin Noralie gehen, da ich Biologie studiere und mich das Thema sehr interessiert!
Hallo Cassia! Danke für Deinen Kommentar! Du bist in der Losbox! 😉
Super cooles Interview! Eure Fragen sind immer der Hammer! Mein Bruder Norbert Kaller und ich würden gerne den Film sehen! Er hat so viele tolle Indie-Awards gewonnen und behandelt ein Thema, das irgendwie immer unter den Tisch gekehrt wird. Dabei ist Biodiversität so wichtig! Liebe Grüße, Sebastian
Hallo Sebastian, vielen Dank für das Lob! Wir finden das Thema auch ziemlch interessant und waren verwundert wie wenig wir über das Thema wussten! Liebe Grüße, Magdalena
Würde die Tickets gerne meinem Mann zum Geburtstag schenken! Wir haben selber eine Farm (einen Bauernhof) und versuchen stets uns weiterzuentwickeln! Danke für die tollen Einblicke im Interview!
Hallo Melanie, wie spannend, dass wir auch Farmer unter unseren Lesern haben! 😉 Freut uns sehr, dass Dir das Interview so gut gefällt und auch Ihr versucht Dinge anders zu machen! Good Luck!
Hallo Magdalena! Würde gerne mit meiner Freundin Christina hingehen. Wir sind beide kleine Weltverbessererinnen und holen uns immer gerne neue Inspiration!
Ich fand den Trailer schon so toll und würde daher gerne mit meiner Tocher hingehen. Habt Ihr den Film auf englisch oder deutsch gesehen=